
Chronik
Tatbestand
Sommer 2018 bis April 2020
Assistenzarzt Philipp G. betäubt und vergewaltigt 34 Frauen im Klinikum Bethel – teilweise mehrmals
u.a. Westfalenblatt, 26.10.2022
„Die Patientin, die sich im September 2019 aus Angst selbst entlassen hatte, ging einen Tag später zur Polizei und zeigte den Assistenzarzt an. Es war diese Anzeige, die die Vergewaltigungsserie im Krankenhaus letztlich beendete.“
Westfalenblatt, 26./27.09.2020
Anzeigenerstattung gegen Assistenzarzt
September 2019
Videofund nach Wohungsdurchsuchung
April 2020
„Sieben Monate nach …(der) Anzeige durchsuchen Polizisten Philipp G.s Wohnung und seinen Spind im Krankenhaus, sie beschlagnahmen eine Festplatte. Das Klinikum Bethel suspendiert den Assistenzarzt, kurz darauf reicht er selbst seine Kündigung ein. Es vergehen Monate, bis die Beamten es schaffen, die Dateien auf den Festplatten zu öffnen. Sie finden hunderte Videos von Vergewaltigungen und Missbrauch, beschriftet mit den Namen der Frauen. … Das letzte Video nahm G. kurz vor der Durchsuchung im April 2020 auf.“
Kölner Stadtanzeiger, 13.10.2022
„Seit Dienstag sitzt der Neurologe in Untersuchungshaft.“
Westfalenblatt, 24.09.2020
U-Haft Philipp G.
September 2020
Suizid in U-Haft
September 2020
„Der Neurologe … ist tot. Nach einer ersten Einschätzung hat sich der Arzt erstickt… Mit dem Tod eines Beschuldigten wird das Verfahren gegen ihn eingestellt.“
Westfalenblatt, 25.09.2020
Die Patientin wurde am 28.07.2019 und am 02.09.2019 vergewaltigt. Sie selbst hat im Juli 2019 eine Beschwerde über das Verhalten des Assistenzarztes vorgebracht und es gab in der Zwischenzeit diverse Hinweise, so dass die zweite Vergewaltigung hätte verhindert werden können.
angelehnt an Westfalenblatt, 30.09.2020
Strafanzeige
gegen den Chefarzt der Neurologie des Klinikums
September 2020
Assistenzarzt hatte Geschlechtskrankheiten
November 2020
„Obduktionsbericht ergibt, Philip G. hatte verschiedene Geschlechtskrankheiten, darunter auch die so genannte "Mycoplasma genitalium". Diese Krankheit steht im Verdacht, unbehandelt Frühgeburten und Unfruchtbarkeit hervorrufen zu können.“
Westfalenblatt, 23.11.2020
„Im Mai 2021 stellt die Staatsanwaltschaft Bielefeld das Verfahren gegen den Chefarzt und den Oberarzt ein. Stefanie Höke geht in die Beschwerde, doch die Generalstaatsanwaltschaft Hamm bestätigt die Entscheidung aus Bielefeld. Der Fall geht zu den Akten.“
Kölner Stadtanzeiger, 13.10.2022
Einstellung des Ermittlungsverfahrens
Mai 2021
Justizministerium NRW schaltet sich ein – Abgabe des Verfahrens an Staatsanwaltschaft Duisburg
September 2021
„Bis sich Ende September 2021 die Dienstaufsicht des Justizministeriums in den Fall einschaltet: Es entzieht der Staatsanwaltschaft Bielefeld die Zuständigkeit und übergibt die Ermittlungen nach Duisburg – ein extrem seltenes Vorgehen. „Die Entscheidung, die Betroffenen nicht zu informieren, war von Anfang an falsch“, sagt Peter Biesenbach, damals Justizminister in Nordrhein-Westfalen … „Als sich dann auch noch die Geschlechtskrankheit herausstellte, war es sogar evident rechtswidrig. Die Betroffenen hatten ein Anrecht darauf, informiert zu werden.“
Kölner Stadtanzeiger, 13.10.2022
„Kurz vor Weihnachten bekommen betroffene Patientinnen Post.“
Westfalenblatt, 21.12.2021
Staatsanwaltschaft Duisburg entscheidet, alle Opfer sollen informiert werden
Dezember 2021
Stiftung Bethel richtet Opferfonds ein
Mai 2022
Mit 20.000 Euro pro Opfer erkennt man das Leid der Frauen an, ein Schuldeingeständnis ist dies allerdings nicht.
u.a. Westfalenblatt, 04.05.2022
„Insgesamt haben die Ermittler Hinweise auf Sexualkontakte zu „80 bis 100 Frauen“, darunter auch viele
einvernehmliche. Der Arzt hat eine Tabelle geführt, in der 80 Frauennamen stehen. Eine Spalte ist mit „aktiv“
überschrieben, und darunter stehen neben den Namen der Frauen „+“- und „-“-Zeichen. Eine Annahme ist, dass
Frauen mit Minus-Zeichen betäubt wurden.“
Westfalenblatt, 26.10.2022
Die Tabelle reicht bis in das Jahr 2013 zurück.
Anlehnung an Westfalenblatt, 15.10.2022
80 bis 100 Sexualkontakte auch im privatem Umfeld
Oktober 2022
Opferzahl von 32 auf 34 gestiegen
Juli 2023
"Staatsanwaltschaft Duisburg: „Nach der Vernehmung weiterer Zeugen ist die Opferzahl von 32 auf 34 gestiegen.“
Westfalenblatt, 05.07.2023
"Betroffene der größten Vergewaltigungsserie der deutschen Kriminalgeschichte melden sich auf YouTube und Instragram zu Wort"
Westfalenblatt, 09.12.2023
Initiative S-198/20 geht online
November 2023
"Unbillige" Entscheidung der Justiz wird zurück genommen
März 2024
"Vergewaltigt: NRW-Justiz zahlt Opfer doch 20.000 Euro
[...] „Durch die verzögerte Unterrichtung seitens der Staatsanwaltschaft Bielefeld ist ihr die Aufarbeitung des Geschehenen weiter erschwert worden, da dadurch möglicherweise bei der Vergewaltigung vom Täter eingetragene Mikroorganismen – deren Schädlichkeit medizinisch zumindest naheliegt – über einen zusätzlichen Zeitraum von 14 Monaten in ihrem Körper verblieben sind.“ Bei einer Gesamtwürdigung erscheine deshalb eine Ablehnung der Entschädigung in diesem Fall „unbillig“, und man biete die Zahlung der 20.000 Euro an.“
Westfalenblatt, 01.03.2024
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Damit wird die Entscheidung des Landtags NRW aus Mai/Juni 2023, den Opfern keine Entschädigungsleistungen zusätzlich zur Zahlung aus der Stiftung Bethel zu ermöglichen, zurückgenommen und die Forderung der Betroffenen in voller Höhe ausgezahlt.
Die Anträge für die weiteren Betroffenen, die an den Geschlechtskrankheiten gelitten haben, sind mittlerweile ebenfalls auf den Weg gebracht worden.
"Demnach stehen der Chefarzt der Neurologie, ein früherer Oberarzt und der Geschäftsführer des EvKB aktuell nicht mehr unter dem Verdacht, dem Täter Beihilfe zur Vergewaltigung geleistet zu haben. [...] Was auch immer die Vorgesetzten gewusst oder geahnt haben mögen – es ist ihnen offenbar nicht nachzuweisen. [...]
Trotzdem werden die Ermittlungen [...] weitergeführt – unter anderem wegen Beihilfe zu gefährlicher Körperverletzung."
Westfalenblatt, 22.04.2024
Ermittler lassen schwerste Vorwürfe fallen
April 2024
Zur Erinnerung, der Täter hat eine Liste mit ca. 80 Frauennamen seit 2013 geführt. Er hat seine Taten mit Fotos und Videos dokumentiert. Zeitpunkt der Opferinformation:
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ca. 1,5 Jahre nach der Entscheidung alle Betroffenen zu informieren
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über 2,5 Jahre nach dem Bekanntwerden, dass Philip G. diverse Geschlechtskrankheiten hatte
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fast 3 Jahre nach der Verhaftung von Philip G.
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fast 4 Jahre nach der Anzeige gegen Philip G.